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Trialoge
Telemann-Bach-Händel
Das musikalische Dreigestirn
im Zeitalter der Aufklärung | Siècle des Lumières
"Telemann ... Dieser berühmte Mann ist einer von den dreyen musicalischen Meistern die heute zu Tage unserm Vaterlande Ehre machen. Hendel wird in London von allen Kennern bewundert, und der Herr Capellmeister Bach ist in Sachsen das Haupt unter seines gleichen. Sie breiten auch ihre Sachen nicht nur in Deutschland aus, sondern Italien, Franckreich und Engelland lassen sich dieselben häufig zuschicken und vergnügen sich schon darüber."
Aus Der Biedermann - Leipzig 1728 von Johann Christoph Gottsched (1700-1766). Deutscher Schriftsteller, Dramaturg und Literaturtheoretiker in der Frühzeit der deutschen Aufklärung.
"O Reizung – voller Klang! Der uns, geschickter Chor!
Durch süsse Zauberey das Ohr,
Wie die Syrenen, kann bethören,
Das ließ sich wahrlich hören;
Wer muß davon wohl Componiste seyn?
Ists Telemann? Bach? Oder Hendel?
Ihr schweigt, und räumt mir keines ein"
Aus In gebundener
Schreib-Art: Anderer und letzter Theil, Leipzig 1729; von Christiana Mariana von Ziegler (1695-1760). Eine
deutsche Dichterin, Schriftstellerin und Übersetzerin im Zeitalter der Aufklärung | Siècle des Lumirès. Unterhielt in Leipzig einen literarisch-musikalischen Salon. Verfasste Kantatentexte für
Telemann und Bach.
https://de.wikipedia.org/wiki/Christiana_Mariana_von_Ziegler
Bereits in jungen Jahren war Telemann sowohl mit Händel als auch mit Bach befreundet. So stand er ab 1701 von Leipzig aus mit dem in Halle lebenden 16jährigen Händel in kreativer Verbindung. Darüber berichtet er 1740 in Johann Matthesons "Ehrenpforte": "... in melodischen Sätzen aber, und deren Untersuchung, hatten Händel und ich bey öftern Besuchen auf beiden Seiten, wie auch schriftlich, eine stete Beschäftigung."
Es war die Zeit, in der Händel an der Halleschen Universität (ab 1702) bei dem Rechtsphilosophen und Frühaufklärer Christian Thomasius (1655-1728) Vorlesungen über Rechtswissenschaft hörte.
Thomasius war es, der mit seiner 1701 erschienenen Schrift De crimine magine (Verbrechen der
Magie/Zauberei) dem Hexenwahn, der Hexenverfolgung und den Hexenprozessen (in protestantischen Ländern) ein Ende bereitete.
Telemanns dichte
Beziehung zu Bach wiederum zeichnet sich dadurch aus, dass er 1714 bei der Taufe von Bachs zweitältestem Sohn Carl Philipp Emanuel Pate stand. Telemann war dazu eigens von Frankfurt a. M. nach
Weimar gereist. Ihm verdankt Carl Philipp Emanuel Bach seinen zweiten Vornamen. "In seinen jungen Jahren war er [J.S. Bach] oft mit Telemann zusammen, welcher auch mich aus
der Taufe gehoben hat."
(Carl Ph. E. Bach 1775 an den ersten Bach-Biographen Johann Nikolaus Forkel)
Telemann über Bach:
"Dein Name bleibt vom Untergange frey"
(Aus "Sonnet auf weiland Herrn Capellmeister BACH von Herrn Capellmeister TELEMANN")
Kontrapunktische und thematische Übereinstimmungen der drei Meister
Fortsetzung:
Zum Obigen gehörig:
Die "Organisten-Probe" 1725 in Hamburg
Im Jahr 1725 legte Johann Mattheson den Bewerbern der Organistenstelle am Hamburger Dom das etwas
veränderte Hauptthema sowie das 1. Gegenthema von Bachs großer Orgelfuge g-Moll vor, als Fugenthemen für das Pflicht-Ex-tempore-Spiel und zur
anschließenden schriftlichen Ausarbeitung zu einer eigenen Fuge mit Bachs Materialien:
Zum obigen Text gehörig: "p) Ich wusste wohl, wo dieses Thema zu Hause gehört, und wer es vormals künstlich zu Papier gebracht hatte; aber ich wollte nur sehen, wie der eine oder andre damit umgehen würde."
(Johann Mattheson: "Große General-Bass-Schule oder der exemplarische Organisten-Probe. II. S. 34, Hamburg 1731).
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Hier nun Bachs Originalthema der großen Orgelfuge g-Moll, das seinen Ursprung im Capriccio d-Moll für Clavier von Händels Lehrer Friedrich Wilhelm Zachow hat.
Telemann (Bach und Händel): "Eine kleine Cammer-Music"
In obigen Themen, für die offensichtlich das erste aus "Eine kleine Cammer-Music" von Telemann für die nachfolgenden Modell stand, verbergen sich sicherlich allerlei kontrapunktische Variationsmöglichkeiten.
Ein diesbezügliches Beispiel veröffentlichte Telemann zum Beschluß der 2. Lektion in seinem "Der getreue Musik-Meister". Von ihm übertitelt:
"Etliche contrapunctische Veränderungen des ersten Tacts der Telemannischen Sonatinen":
Fortsetzung der Gegenüberstellung kontrapuktischer und thematischer Übereinstimmungen von Telemann, Bach und Händel:
Die Hohe Messe h-Moll:
Händels thematisch-räumliche Erweiterung des Confiteor-Hauptthemas
Appendix
Telemann und Händel
Ein Zitat aus Ovids remedia amoris im Titel von Telemann zu seinen
"nach besondern Modis verfassten XX Kleine Fugen":
"Forsitan haec aliquis - nam sunt quoque - parva vocabit
Sed, quae non prosunt singula, multa juvant."
Vielleicht hält einer diese für unbedeutend - und sie sind es auch;
Aber was im Einzelnen nicht nützt, hilft für Vieles
(Übersetzt von Wolfgang Henrich)
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Telemann, Bach und ein Appendix:
(Choralmelodie Ach Gott im Himmel sieh darein, Nr. 273 im Evangelischen Gesangbuch)
Fortsetzung folgt